Zunächst einmal: Egal, welchen ETF auf den MSCI-World-Aktienindex Du wählst, wirklich daneben liegen kannst Du eigentlich nicht. Die Investmentgesellschaften, die ETFs anbieten, sind in der Regel schon sehr lange im Geschäft, bringen also die nötige Erfahrung mit, solche Fonds aufzulegen und zu verwalten.
Ein ETF setzt keine aktive Investmentstrategie um, sondern folgt „passiv“ einem bereits existierenden Index, der – im Fall des MSCI World – die gut 1.500 wertvollsten Unternehmen der Welt zusammenfasst. Alle Fonds machen das ganz gut. Insbesondere für langfristig orientierte Anleger sollten kleinere Abweichungen bei der Wertentwicklung beim einen oder anderen Fonds zu vernachlässigen sein.
Es gibt dennoch einige Punkte, wie sich ETFs unterscheiden. Die wichtigsten haben wir für Dich zusammengefasst.
Auflagedatum und verwaltetes Vermögen
Manche ETF-Anbieter legten die ersten ETFs kurz nach der Finanzkrise auf, also 2008 oder gar noch früher. Diese ETFs gibt es bereits so lange, dass sie oft auch ein entsprechend großes Fondsvolumen umfassen. Sehr viele Anleger haben also bereits Geld im ETF angelegt und dieser hat sich auch entsprechend im Wert entwickelt. Man spricht auch von verwaltetem Vermögen oder „Assets under Management“ (AuM). Bisweilen geht ein großes Fondsvolumen also einher mit einem gut etablierten ETF.
Handelsvolumen und Liquidität
Das Handelsvolumen zeigt an, wie stark Aktien oder Fondsanteile an der Börse ge- und verkauft werden – wie „liquide“ sie sind. Gemessen wird das in Millionen Euro, also dem Wert der Fondsanteile, die über den „elektronischen Ladentisch“ gehen. Für die untersuchten MSCI-World-ETFs haben wir das Handelsvolumen am elektronischen Handelsplatz der Börse Frankfurt, Xetra, berücksichtigt – europaweit der größte.
Für ETFs wie den MSCI World, der die gut 1.500 größten Unternehmen der Welt bündelt, gibt es normalerweise keine Probleme bei der Liquidität. Alle zugrundeliegenden Aktien werden regelmäßig und in großem Umfang an der Börse gehandelt – es gibt genügend Angebot und Nachfrage. So lassen sich auch ETF-Anteile fair bepreisen und finden Abnehmer. Selbst wer also Fondsanteile für ein paar tausend Euro investieren oder diese verkaufen will, sollte keine Probleme damit haben.
Dividenden: Ausschüttung oder Wiederanlage
Es gibt im ETF zwei Möglichkeiten, wie Dividenden verwendet werden. Entweder schüttet der ETF in regelmäßigen Abständen Dividenden an Anleger aus – gibt also die Dividendenzahlungen der Unternehmen, deren Aktien im Fonds stecken, weiter. Oder er behält Dividenden ein und legt sie direkt wieder im Fondsvermögen an. Man unterscheidet zwischen den ausschüttenden und den wieder anlegenden (thesaurierenden) ETFs.
Dividenden ausschütten. Erstere Variante hat den Vorteil, dass Du regelmäßig etwas Gewinn auf Deinem Girokonto gutgeschrieben bekommst. Vorteil: Die Höhe dieses Gewinns dürfte bei den meisten unter dem Steuerfreibetrag von 801 Euro liegen – Du musst auf die Dividenden keine Abgeltungssteuer zahlen. Nachteil: Lässt Du das Geld auf Deinem Girokonto liegen und verwendest es nicht weiter, erzielst Du damit auch keine weiteren Gewinne.
Lies in einem eigenen Ratgeber mehr zum Thema MSCI World und Dividenden.
Dividenden wieder anlegen. Bei der zweiten Variante bekommst Du keine Auszahlung, sondern Dein Geld wird direkt im Fonds reinvestiert. Der Fonds kauft mit dem Dividendengeld also Indexaktien nach. Vorteil: Der Wert Deines Fondsanteils steigt und kann die weitere Wertentwicklung direkt mitnehmen. Es ergibt sich eine Art Zinseszinseffekt. Nachteil: Wenn Du nach 15 oder 20 Jahren Fondsanteile verkaufst, musst Du die Wertsteigerung inkl. Dividenden auf einmal versteuern. Höchstwahrscheinlich zahlst Du also Abgeltungssteuer.
Mehr zum Thema findest Du in unserem Artikel thesaurierende vs. ausschüttende ETFs.
Replikationsart: physisch oder synthetisch
Man unterscheidet die physische und synthetische Replikation (Index-Nachbildung). Wir nehmen beide Methoden als gleich „sicher“ wahr und auch steuerlich werden seit der 2018 in Kraft getretenen Investmentsteuerreform beide Replikationsarten für Anleger gleich behandelt. Mehr zu Steuern auf ETFs haben wir Dir in einem eigenen Artikel aufgeschrieben.
Bei der physischen Replikation kauft der ETF die Aktien, die im zugrunde liegenden Aktienindex stecken, nach und bildet so die Wertentwicklung des Index ab – das ist für viele Anleger intuitiv und verständlich. Kann allerdings dann „Probleme“ machen, wenn es sich um sehr viele Aktien handelt – denn die müssen ja gemanagt werden. Immer wenn sich die Indexzusammensetzung ändert, muss der Anbieter Akten kaufen und verkaufen, was Geld kostet. Auch kann es sein, dass der ETF-Anbieter höhere ausländische Kapitalertragssteuer an die Ursprungsländer der Aktienunternehmen (sog. Quellensteuer) abgeben muss, die er unter Umständen nicht zurückfordern kann.
Bei der synthetischen Replikation geht der ETF-Anbieter mit einer Bank ein Aktien-Tauschgeschäft ein. Das Investmenthaus kauft die eigentlichen Index-Aktien gar nicht wirklich ein. Sondern es hält einen Korb äußerst liquider Aktien und garantiert der Bank die Wertsteigerung. Die Bank kümmert sich im Gegenzug darum, der Investmentgesellschaft die Wertentwicklung des Index zu beschaffen – und das garantiert. Sollte ein Wertunterschied zwischen den beiden Aktienkörben bestehen, so ist der qua Gesetz mit sicheren Anlagen, etwa Staatsanleihen, auf täglicher Basis auszugleichen. Solche Geschäfte können Kostenvorteile für beide Seiten bringen, etwa wegen einer unterschiedliche Handhabe der ausländischen Kapitalertragssteuer.
Mehr zu Vor- und Nachteilen liest Du auch in unserem Ratgeber zur Replikationsmethode bei ETFs.
Kosten, TER
Ein ETF ist eine passive Geldanlage: Ein bestehender Aktienindex wird kopiert. Natürlich kostet es die Investmentgesellschaft etwas, den Fonds aufzulegen und zu verwalten. Aber einen Fondsmanager muss sie nicht bezahlen – die Strategie steht ja fest. So liegen Kosten gängiger ETFs oft nur zwischen 0,1 und 0,3 Prozent pro Jahr, während Fonds mit Fondsmanager auch gern einmal 2 Prozent pro Jahr verlangen.
Die laufenden Kosten verstecken sich hinter der Angaben TER (Total Expense Ratio). Der englische Begriff ist insofern etwas irreführend, weil die Gesamtkosten meist etwas höher sind als die „Total Expenses“. Die TER umfasst in der Regel keine Transaktionskosten (wenn ein physischer ETF etwa Aktien kaufen und verkaufen muss, weil sich etwas im Index ändert) oder die Kosten für das Tauschgeschäft mit der Bank (bei einem synthetischen ETF). Die TER ist aber eine gute Annäherung.
In den vergangenen Jahren haben Anbieter Kosten immer weiter gesenkt. Grundsätzlich fällt dies leichter, je mehr Geld im ETF steckt. Die Fixkosten, die Anbieter bei der Auflage haben, lassen sich so besser umlegen. Bei unserer Untersuchung der ETFs auf den MSCI World hatten ziemliche viele eine TER von 0,2 Prozent pro Jahr. Das scheint eine gute Richtschnur – für Europa. In den USA liegt die TER teils deutlich niedriger.
Mehr zum Thema ETFs und Kosten, findest Du in einem extra Ratgeber.
Rendite und Schwankung
Wenn wir von Rendite eines ETF sprechen, ist immer die Rendite gemeint, die nach Abzug der laufenden Kosten (TER) und weiterer Transaktionskosten übrig bleibt. Entwickelt sich ein ETF also in einem Jahr beispielsweise 15 Prozent positiv im Wert, sind die Kosten dort bereits berücksichtigt.
Ob ein ETF eine gute Rendite abliefert, hängt davon ab, wie gut sich der zugrunde liegende Index im Wert entwickelt hat. Als Maßstab (engl. Benchmark) dient die Wertentwicklung des sogenannten Netto-Index, das ist der Indexwert, der sich ergibt, wenn Dividenden reinvestiert, Quellensteuern aber abgeführt werden.
Erfahrungsgemäß liegt die Wertentwicklung nach Kosten der ETFs meist sehr nah an der Entwicklung des Netto-Index. Manche ETFs schaffen es auch mal, besser zu sein als der Index. Allerdings lässt sich hierfür keine Regelmäßigkeit feststellen. Niedrige Kosten (TER) sind ein Indikator dafür, dass der ETF „gut“ abschneidet, es muss aber nicht immer so sein. Auch die Replikationsart, das Land, in dem der Fonds aufgelegt ist, die geltenden Steuerabkommen oder die Wertpapierleihe beeinflussen die endgültige Wertentwicklung.
Mit Schwankung (Volatilität) ist gemeint, wie viel Prozent Wertschwankung ein ETF im Jahr „mitgemacht“ hat. Auch die Schwankung eines ETF hängt nah am Original-Index, manche ETF-Anbieter schlagen sich aber bisweilen etwas besser. Grundsätzlich gilt: Je breiter ein Aktienindex aufgestellt ist, umso weniger schwankt er. Der deutsche Aktienindex Dax mit neuerdings 40 Werten schwankt etwa deutlich mehr als ein Weltaktienindex MSCI World. Und: Je länger Anleger dabeibleiben, umso eher werden jährliche Schwankungen über die Zeit ausgeglichen.
ETFs sind Sondervermögen
ETFs sind für den Herausgeber (Emittent) sogenanntes Sondervermögen und damit nicht Teil der Insolvenzmasse. Sollte also die Fondsgesellschaft oder Bank, die die ETFs aufgelegt hat, in finanzielle Schwierigkeiten geraten, gehören Deine Anteile weiterhin Dir. Praktisch würde es wohl so aussehen, dass die angeschlagene Fondsgesellschaft, der ETF-Anbieter, von einem anderen (größeren) übernommen und ins Geschäft integriert würde. Dann hätten Deine Fondsanteile am Ende vielleicht einen anderen Namen, der Inhalt bliebe aber derselbe. Mehr zum Thema findest Du in unserem Ratgeber „Wie sicher ist mein Geld?“
Weitere Details über ETFs findest Du in unserem großen Guide zu ETFs und im Artikel ETFs kaufen.
Author: Wayne Olson
Last Updated: 1699492204
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